Gewinnung von etherischen Ölen
Etherische Öle lassen sich über Wasserdampfdestillation
gewinnen:
Im linken Kolben wird Dampf durch Erhitzen von Wasser erzeugt und in den mittleren Kolben eingeleitet, in dem sich ebenfalls Wasser und in diesem Beispiel zerkleinerte Kamilleblüten befinden. Der mittlere Kolben wird ebenfalls erwärmt. Der durchgeleitete Wasserdampf nimmt nun die etherischen Öle aus der Kamille mit. Das Wasser kondensiert im Liebigküler und in der Vorlage (rechter Kolben) sammeln sich überwiegend Wasser und auf der Oberfläche der wässrigen Phase einige Tropfen des Öls. Das gezeigte Experiment wurde im Rahmen eines Projekts (Franken-Gymnasium Zülpich, 2003) über Kosmetika und Duftstoffe durchgeführt. Außer Kamille lassen sich etherische Öle z.B. gut aus zerkleinerten Zitronen- oder Orangenschalen, Kiefernnadeln, Lavendelblüten oder Kümmelfrüchten herstellen. |
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Etherische Öle ist der Oberbegriff für verschiedene duftende und leicht flüchtige Substanzen, die aus Pflanzen gewonnen werden. Etherische Öle werden im Allgemeinen nach ihrer Herkunft benannt, z. B. Zitronenöl, Pfefferminzöl, Nelkenöl, Terpentinöl, Kamillenöl und Orangenblütenöl.
Etherische
Öle kann man aus verschiedenen Pflanzenteilen isolieren: aus Blüten, Früchten,
Blättern, Wurzeln, Samen oder aus der Rinde. Lavendel-Öl wird z. B. aus
der Blüte des Echten Lavendels gewonnen und das Orangen-Öl aus der
Frucht. Die Öle werden in den grünen (Chlorophyll enthaltenden) Teilen der
Pflanze gebildet und beim Reifen in andere Pflanzenbereiche transportiert, vor
allem in die Blütenzweige. Die genaue Funktion der etherischen Öle in den
Pflanzen ist nicht bekannt. Vielleicht locken sie Insekten für die Bestäubung
an oder wehren schädigende Insekten ab. Möglicherweise stellen sie auch nur
Zwischenprodukte komplexerer Abbaureaktionen dar, die in den Pflanzen ablaufen.
Die etherischen Öle sind leicht flüchtige Flüssigkeiten. Meist sind sie in
Wasser unlöslich, aber gut löslich in Alkohol, Ether oder pflanzlichen und
mineralischen Ölen. Etherische Öle sind komplizierte Gemische. Ein einzelnes
Öl enthält meist fünf bis zwanzig verschiedene Verbindungen. Zu den
gefundenen Substanzklassen gehören im Wesentlichen Terpene (Terpenkohlenwasserstoffe,
Terpenalkohole, Terpenaldeyde, Terpenketone und Terpencarbonsäuren), Phenole,
aromatische Aldehyde, schwefel- und stickstoffhaltige Verbindungen sowie
einfache Kohlenwasserstoffe.
Zu den Terpenen gehören z.B. Limonen, Menthol, Eukalyptol, Eugenol, Citral,
Campher, Farnesol, Pinen und Azulen. Der Name Terpen steht im Zusammenhang mit
Terpentin.
Terpentinöl
wird aus den zähflüssigen,
gelben oder bräunlichen Ölharzen gewonnen, die aus Nadelbäumen, vor allem aus
Kiefern stammen (z. B. aus der Sumpfkiefer Pinus palustris und aus
der Karibischen Kiefer Pinus caribaea).
Das gewonnene Harz enthält 75 bis 90 Prozent Harz und zehn bis 25 Prozent
Öl. Die Destillation liefert im Wesentlichen Balsamterpentinöl, wobei
Kolophonium zurückbleibt. Seine relative Dichte beträgt 0,86 bis 0,88 g/ml,
und es siedet zwischen 155 °C und 180 °C. Das etherische Öl enthält
neben Pinenen noch einige andere Terpene. Es ist unlöslich in Wasser, schwach löslich
in verdünntem Alkohol und mischbar mit Benzol, Chloroform und Ether.
Etherische Öle kann man z. B. durch folgende Verfahren gewinnen: Wasserdampfdestillation, Extraktion durch flüchtige Lösemittel, maschinelles oder manuelles Auspressen und Adsorption an Fetten, die in diesem Fall als Lösemittel fungieren. Außerdem lassen sich einige etherische Öle synthetisch herstellen. Die Rohprodukte werden meist durch Vakuumdestillation gereinigt.
Etherische Öle sind wichtige Ausgangsstoffe bei der Parfümherstellung (z.B. Rosenöl) und werden auch für Seifen, Desinfektionsmittel und ähnliche Produkte benötigt. Unter anderem dienen sie auch dazu, Kaffee, Tee oder Alkoholika ein bestimmtes Aroma zu verleihen. In der Medizin kommen sie wegen ihres angenehmen Geruchs oder aufgrund ihrer schmerzlindernden Eigenschaften zum Einsatz. Terpentinöl dient als Lösungsmittel bzw. Verdünner für Ölfarben und Firnisse, denen es Konsistenz und Trocknungsfähigkeit verleiht. Außerdem nutzt man es in der Bohnerwachs- und Schuhpflegemittelherstellung.